Du tauchst auch in Höhlen. Was ist anders als beim Tauchen im offenen Meer?
Wassergefüllte Höhlen bieten gut ausgebildeten Tauchern eine fantastische Welt, die zu den letzten weißen Flecken auf unserem Planeten zählen dürfte. Wir kennen die gesamte Oberfläche des Mondes, aber nur einen winzigen Prozentsatz der Höhlen direkt unter unseren Füßen. Von schmalen, schlammverschmierten Röhren über labyrinthartig verzweigte, sich windende Tunnel zu gigantischen Hallen, die über und über mit Tropfsteinen verziert sind, bilden Höhlen wundersame Orte auf der Erde, die man nur erreichen kann, wenn man sich in sie hineinwagt.
Die zentrale Faszination erklärt auch gleich den Unterschied zum Tauchen im offenen Meer: Es gibt keinen direkten Weg an die Oberfläche und häufig nur einen Ausgang zurück an das Tageslicht. Sämtliche Probleme, sämtliche Zwischenfälle, müssen unter der Erde, unter der Höhlendecke gelöst werden. Was auf den ersten Blick für manche Menschen extrem gefährlich und abschreckend klingt, ist für gut ausgebildete Höhlentaucher ein Grund für zusätzliche Sicherheit. Beim Höhlentauchen wird wesentlich mehr Wert auf die Ausrüstung, die Fähigkeiten im Team und das Bewusstsein beim Tauchen gelegt, um schon in der Vorbereitung und der Risikoabschätzung auf möglichst viele Probleme eine Antwort parat zu haben. Beim Höhlentauchen benutzen wir mindestens zwei voneinander unabhängige Atemsysteme, wir mischen die richtigen Atemgase und achten auf unseren Gasverbrauch, wir orientieren uns an einer verlegten Leine, wir kommunizieren auf sehr bewusste Art und Weise zwischen den Tauchern und verwenden viel Zeit auf eine ausführliche Besprechung des Tauchgangs. Ich gehe soweit zu sagen, dass das Risiko, im Urlaub bei einem spontanen, sogenannten «Fun-Tauchgang» im Korallenriff einen Fehler zu machen und einen Unfall zu erleiden, größer ist als bei einem sorgfältig geplanten Tauchgang mit durchdachter Ausrüstung in einer kilometerlangen Unterwasserhöhle.